Jean-Michel Charlier

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Jean-Michel Charlier

Der große belgische Szenarist Jean-Michel Charlier wurde am 30. Oktober 1924 in Lüttich geboren. Schon mit fünf Jahren entdeckte er Tintin (dt. Tim und Struppi) und erfand seine eigenen Abenteuer für Pitche, den Helden einer Comic-Serie, die in der Zeitung La Libre Belgique veröffentlicht wurde.

Während seines Jurastudiums an der Universität Lüttich zeichnete er für das Magazin Spirou, für das er 1947 zusammen mit Victor Hubinon und Georges Troisfontaines die berühmte Fliegerserie Buck Danny schuf. Er verfasste das Szenario und zeichnet die Flugzeuge und Schiffe, während Hubinon sich der Personen annahm.

Nach seiner Promotion zum Dr. jur. widmete Charlier seine ganze Aufmerksamkeit dem Comic. Auf einen Rat Jijés hin gab er nach einiger Zeit das Zeichnen auf und beschäftigte sich vorwiegend mit dem Schreiben von Szenarios. Um der Fliegerserie mehr Authentizität zu verleihen, machte er seinen Flugschein und verdiente sich damit eine Zeit lang an den Wochenenden durch das Fliegen seinen Lebensunterhalt, während er sich den Rest der Woche mit seinen Comics beschäftigte.

Vor dem Erfolg von Buck Danny ab 1947 hatte Charlier weitere Comic-Serien geschaffen oder alte wieder aufgenommen: darunter La Patrouille des castors (dt. Die blauen Panther) mit Mitacq, Marc Darcier mit Eddy Paape, Mermoz mit Hubinon, Valhardi mit Paape sowie die ersten Histoires de l’oncle Paul (dt. Onkel Jo erzählt und Onkel Paul.)

In dieser Zeit traf Charlier auf René Goscinny und Albert Uderzo. Gemeinsam entschieden sie sich, ihr Metier weiterzuentwickeln und verfassten eine “Charta der Zeichner” – derentwegen sie von heute auf morgen arbeitslos auf der Straße stehen sollten. Erst mit der Gründung der Agentur Edifrance und der Geburt des MagazinsPilote im Jahr 1959 ging es für Charlier künstlerisch wieder aufwärts. “Pilote” erlebte nach einem turbulenten Start einige Schwierigkeiten, aus denen es unter der Co-Chefredaktion von Charlier und Goscinny gestärkt wiederauferstand.

Für Pilote erschuf Charlier Michel Tanguy, setzte mit Uderzo dessen alte Serie Belloy fort, startete Barbe-Rouge (dt. Der Rote Korsar) mit Hubinon sowie Jacques le Gall mit Mitacq und Guy Lebleu mit Poïvet.

Zwischen 1962 und 1964 unternahm Charlier ausgedehnte Reisen, auf denen er seine Faszination für den Westen Amerikas und dessen Geschichte entdeckte. Die Idee für eine Westernserie war geboren. Er schlug Jijé vor, das Zeichnen zu übernehmen, doch dieser empfahl ihm stattdessen einen seiner Schüler, Jean Giraud. So entstand die schließlich Serie Blueberry.

Neben seiner Tätigkeit im Comicbereich arbeitete Charlier auch mit großem Enthusiasmus für das Fernsehen. So schrieb er am Drehbuch der Fernsehserie Tanguy und Laverdure und entwickelte 1972 für den Fernsehsender France 3 die Dossiers noirs (dt. Schwarze Akten), eine Serie, die mysteriöse Ereignisse wie etwa die Affären um Stavisky und Al Capone oder die Ermordungen von John F. und Bob Kennedy sowie Martin Luther King untersuchte.

Als Charlier am 10. Juli 1989 starb, hinterließ der hochbegabte und ungeheuer produktive Autor ein Werk von insgesamt mehr als 500 Szenarios und Dialogen für Comics, Radio- oder TV-Sendungen.

Manganet
Story House Egmont Publishing
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